Kongress-Keynote Chiara Herzog: Das bedeuten die Biomarker des Alterns für gerontologische Intervention

Wie lässt es sich nicht nur länger leben, sondern vor allem länger gesund bleiben im hohen Alter? Dieser Frage gehen Geriaterinnen und Gerontologen gleichermaßen nach. Um das volle Potenzial gerontologischer Interventionen ausschöpfen zu können, sind quantifizierbare Instrumente zur Überwachung des individuellen menschlichen Alterns erforderlich. Genau damit beschäftigt sich die Molekularmedizinerin Dr. Chiara Herzog (Foto). Sie forscht am Institut für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck, insbesondere zum Themengebiet Krebsprävention. Im Rahmen des Gerontologie- und Geriatrie-Kongresses, zu dem vom 11. bis 14. September rund 900 Teilnehmende in Kassel erwartet werden, wird sie in ihrem Keynote-Vortrag die neuesten Erkenntnisse zu den sogenannten Biomarkern des Alterns vorstellen. „Damit könnten wir klinische Studien zur Lebenserwartung deutlich verbessern“, sagt Herzog.

Die Biomarker des Alterns sind Instrumente für gerontologische Interventionen, mit deren Hilfe altersbedingte Ergebnisse besser vorhersagt werden können. Das könne zum Beispiel Krebs-, Herz-, Lungen- oder Augenerkrankungen betreffen, ebenso Diabetes oder Schwerhörigkeit. Klassische Biomarker sind Blutzuckerwerte, das Körpergewicht, Eiweißstoffe oder Blutstoffwechselprodukte. Neuere Biomarker inkludieren auch digitale Messungen, zum Beispiel von sogenannten Wearables, und detaillierte molekulare Analysen. „Je detaillierter wir diese Marker in Zukunft darstellen können, desto mehr werden wir über die individuellen Alterungsprozesse erfahren“, erklärt Herzog.

Zudem dienen die Biomarker des Alterns als Ersatzendpunkte in klinischen Studien und in der Pflege. Kurzum: Diese Marker können für eine verbesserte Therapie und Prävention bei älteren Patientinnen und Patienten sorgen. Mittlerweile wurden mehrere Biomarker des Alterns entwickelt. „Aber es ist bisher noch keiner dieser Biomarker für den klinischen Einsatz validiert. Genau daran arbeiten wir jetzt in unserem ‚Biomarkers of Aging Consortium‘. Wir wollen die Standardisierung und Validierung von den Biomarkern des Alterns fördern und sie als zuverlässige Tools für Langlebigkeitsinterventionen im klinischen Rahmen etablieren“, erklärt Herzog. „Mit diesen messbaren Parametern könnten wir dann in Zukunft beispielsweise viel bessere und auf Alter abgestimmte vorbeugende oder kurative Eingriffe entwickeln.“

Überblick: Zukünftige Initiativen bei der Biomarker-Forschung und der Datengenerierung

In ihrem Vortrag beim gemeinsamen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sowie der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) gibt Chiara Herzog einen Überblick über aktuelle und zukünftige Initiativen bei der Biomarker-Forschung. Dabei beleuchtet sie auch, wie es um Innovationen durch Biomarker-Herausforderungen steht und welche neuesten Entwicklungen es bei Delphi-basierter Konsensbildung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft gibt. Zudem geht es um die Bereitstellung von Open-Source-Tools für Biomarker sowie um Datengenerierung und -harmonisierung in der Forschung. Die gebürtige Tirolerin ist Teil des European Translational Oncology Prevention & Screening Institut, kurz EUTOPS-Institut, und ist seitdem federführend an der Forschung zum weiteren Verständnis der Epigenetik in Krebsentstehung und -vorbeugung und in der Alternsforschung beteiligt.

Foto: Kevin Mitchell, Glasgow

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