Mittwoch, 11.09.2024
12:15 - 13:45
Hörsaal 6 Bode
S120
Altenhilfe neu denken
Vor dem Hintergrund bekannter Phänomene des demografischen und sozialen Wandels sowie einer wachsenden Vielfalt von Altersbildern und Lebensentwürfen alter Menschen einerseits und der Zunahme sozialer Ungleichheiten im Alter andererseits (z. B. Alisch & Kümpers 2022; Kricheldorff, 2022; Falk et al. 2019) muss konstatiert werden, dass die politischen und strukturellen Rahmenbedingungen der sogenannten Altenhilfe der aktuellen Realität nicht mehr adäquat entsprechen (z. B. Hellermann 2022). So gibt es beispielsweise für die Bearbeitung sozialer Fragen und Bedarfe in der immer länger werdenden Lebensphase Alter noch immer keine einheitliche gesetzliche Grundlage, die mit dem SGB VIII, also der Kinder- und Jugendhilfe, vergleichbar wäre und die Ansprüche auf soziale und kulturelle Teilhabe alter Menschen in allen Lebensphasen (Drittes, Viertes und Fünftes Alter) und in den dafür relevanten Fragen und Lebensbereichen sichert. Die rechtlichen und finanziellen Grundlagen, bezogen auf den alten Menschen, sind vielmehr unterschiedlichen Sozialgesetzbüchern (SGB V, SGB VI, SGB IX, SGB XI, SGB XII) und Verwaltungsvorschriften zugeordnet (z. B. Igl 2020) damit stark zersplittert und ohne einheitliche Logik. Die Forderung nach einem einheitlichen Altenhilfestrukturgesetz auf Bundesebene besteht aus gerontologischer Perspektive deshalb schon sehr lange, blieb aber immer wieder auf der Strecke. Nun gibt es in einzelnen Bundesländern und Kommunen neue Bemühungen, dem Ziel zumindest über Schärfungen und Konkretisierungen des § 71 SGB XII auf diesen Ebenen näher zu kommen (Engler et al. 2023; Klie 2022). Zentrales Anliegen dabei ist, die sogenannte Altenhilfe an die veränderten gesellschaftlichen Prämissen und Lebensrealitäten alter Menschen anzupassen. Vor diesem Hintergrund beleuchtet das Symposium das skizzierte Anliegen aus verschiedenen Perspektiven und lädt zu einer zukunftsweisenden multidisziplinären Fachdebatte ein.
Moderation: C. Kricheldorff, Cornelia; S. Engler, Freiburg; C. Bleck, Düsseldorf