Samstag, 14.09.2024
11:45 - 13:15
Hörsaal 1 CC
S421
Arzneimittel im Alter – Fluch oder Segen?
In diesem Symposium der Arbeitsgruppe Arzneitherapie der DGG sollen verschiedene Aspekte der Risiken, aber auch der Chancen der Arzneitherapie im höheren Lebensalter beleuchtet werden. Hiermit soll jedem sich evt. breit machenden Nihilismus entgegengewirkt werden, nach dem einfach nichts oder wenig zu geben als die einfachste Lösung dieses komplexen Problems erscheint. Sicher gibt es eine lange Liste von Arzneimitteln, die z.B. die Beweglichkeit älterer Menschen einschränken oder gar Stürze, z.T. mit Todesfolge auslösen; aber es gibt auch medikamentöse Ansätze ein erhöhtes Risiko zu senken die über die reine „Deprescribing-Methode“ also das Absetzen, hinausgehen: z.B. durch eine adäquate Schmerztherapie, denn unkontrollierte Schmerzen führen auch zu Stürzen. Oder aber die Behandlung der Vitamin-D-Hypovitaminose u.a. zur Senkung des Sturzrisikos und der Sturzfolgen. Im Bereich der Schlaftherapie sollten allerdings pharmakologisch aktive Substanzen sehr restriktiv eingesetzt werden; Schlafstörungen sind auch im höheren Lebensalter eine Domäne nichtpharmakologischer Maßnahmen, zu denen letztlich auch die rationale Placebotherapie gehört. Letztere ist ein wichtiges Beispiel dafür dass Nihilismus auch hier nicht angebracht ist, aber ggf. auch Alternativen zur Pharmakotherapie existieren und genutzt werden sollten. Die Komplexität der Arzneitherapie im Alter erfordert allerdings auch den Einsatz moderner Informationstechnologien, gerade um unter realen Zeitmangelsituationen einen möglichst umfassenden Optimierungsplan zu generieren; hierbei helfen insbesondere Listen zur Alterstauglichkeitsbeurteilung wie die einzige Positiv-Negativ-Arzneimittelliste, die FORTA-Liste. Diese ist inzwischen nicht nur in der 4. Version verfügbar, sondern lässt sich sehr leicht über eine App anwenden. Nach etwas Übung können wesentlich Optimierungspunkte in wenigen Minuten erfasst werden. Diese Liste wurde inzwischen auch in Algorithmen eingebunden; der jetzt validierte MyFORTA-Algorithmus führt über wenige klinische Fragen zur vollautomatisierten Entwicklung eines kompletten Medikationsplans; der Zeitbedarf seiner Anwendung durch den Arzt wird auf nur 2 Minuten geschätzt.
Moderation: M. Wehling, Mannheim; H. Frohnhofen, Düsseldorf