Donnerstag, 12.09.2024
10:45 - 12:15
Hörsaal 6 CC
S226
Zum Zusammenspiel von Altern und Räumen. Empirische Beiträge zu Raumkonstitution und Grenzverschiebungen aus einer materiell-gerontologischen Perspektive
Räume spielen in der gerontologischen Forschung und Praxis eine zentrale Rolle. Die Materielle Gerontologie beschäftigt sich aus analytischer Perspektive mit (der Auflösung und Erzeugung von) Grenzen zwischen Objekten, Körpern und Räumen. Aus materiell-gerontologischer Perspektive sind Räume nicht bloße Kontextbedingungen des Alter(n)s, sondern vielmehr an der Herstellung von Alter an sich beteiligt (Wanka/Oswald 2020).
Darauf aufbauend und dem aktuell in den Sozial- und Kulturwissenschaften vertretenen relationalen Raumverständnis (Löw 2001) folgend, ist Raum stets das Produkt von Grenzziehungen (Schroer 2015), etwa zur Unterteilung von Körper/Umwelt, drinnen/draußen, nah/fern, aber auch zur Unterteilung von Räumen in altersgerecht/nicht altersgerecht, für Ältere/für Jüngere, etc. Über Altersgrenzen und damit verbundene Vorstellungen und Diskurse werden damit bestimmte Räume hergestellt, geöffnet oder auch geschlossen. Umgekehrt sind mit dem Alter(n) zusammenhängende Veränderungsprozesse ko-konstitutiv für Räume unterschiedlicher Skalierung wie Wohnraum, Stadtraum, Kulturraum etc. und können zu neuen Grenzziehungen ebenso führen wie zur Verschiebung oder Auflösung alter Grenzen.
In dem Symposium wird auf diese relationale Herstellung von Räumen und Alter(n) durch, mit und über Grenzen hinweg aus einer materiell-gerontologischen Perspektive geblickt. Vor dieser Folie werden empirische Arbeiten präsentiert, fragen, wie das Zusammenspiel von Altern und Räumen gefasst und beschrieben werden kann. So wird eröffnend in Vortrag 1 die soziale Praxis des Alter(n)s im Wechselspiel mit dem öffentlichen Raum und seinen Grenzen anhand Photo-Elicitation-Interviews mit älteren Erwachsenen analysiert. In Vortrag 2 werden die Ergebnisse, Herausforderungen und Grenzen einer partizipativen Forschung um Alter(n) und Raum mit älteren Studierenden geschildert. Vortrag 3 nimmt Grenzziehungsprozesse im Kontext des Wohnens in den Blick und betrachtet räumliche und verräumlichte Alltagserfahrungen von älteren Menschen. In Vortrag 4 wird eine Analyse verräumlichter und kulturalisierender Grenzen in der ‚kultursensiblen‘ Altenpflege vorgestellt.
Alle Beiträge fragen also danach, wie räumliche Grenzziehungen erfolgen und welche Auswirkungen diese auf das Alter(n) haben und umgekehrt. Sie bieten damit eine Vielzahl an Anknüpfungspunkte für die ökologische Gerontologie. Im Nachgang der Vorträge wollen wir diese Implikationen aus materiell-gerontologischer Perspektive diskutieren.
Moderation: A. Depner, Heidelberg; L. Maack, Berlin